Bezirksschornsteinfeger Lohmann
HwK Südwestfalen

Der Glücksbote auf dem Dach

Von oben bis unten in schwarz gekleidet, mit goldenen Knöpfen an der Jacke und dem unverkennbaren Zylinder auf dem Kopf – so zieht Bezirksschornsteinfeger und Schornsteinfegermeister Marc Lohmann durch sein Revier rund um Meschede im Hochsauerland. Passanten bleiben stehen, um einen seiner goldenen Knöpfe zu berühren oder ihm über die Schulter zu streichen. Warum? Weil es Glück bringt, erzählt Lohmann schmunzelnd.

Besonders in der klassischen Arbeitskleidung – dem Koller (so heißt die Jacke), Zylinder und weißem Halstuch – wird der Schornsteinfeger zum Glückbringer. "Selbst auf den Dächern wird mir von unten zugewunken", freut sich Lohmann. Ob er als Glückbote für andere denn auch selbst besonders viel Glück habe? Der große Lottogewinn sei zumindest leider bisher ausgeblieben. "Ich freue mich darüber, jeden Tag raus zu den Kundinnen und Kunden zu fahren", definiert Lohmann daher sein ganz persönliches Glück.



Zufällige Begegnung ist "glückliches Omen"

Die Wurzeln des Schornsteinfegers als Glücksbote reichen weit zurück. Im Mittelalter waren sie Hüter des Feuers und die Schützer vor gefährlichen Kaminbränden. Wer den Schornsteinfeger im Haus hatte, musste sich keine Sorgen machen. Bis heute wird die zufällige Begegnung mit einem Schornsteinfeger daher als glückliches Omen betrachtet.

Lohmann ist nicht nur Glückbringer, sondern in erster Linie Handwerker. Als solcher hat er inmitten der ländlich geprägten Region mit Einfamilienhäusern und Kaminen in den Monaten von Mitte September bis Mitte April alle Hände voll zu tun. "In dieser Zeit haben wir Kehrarbeiten ohne Ende." Wir, das sind Marc Lohmann und seine Gesellin Jennifer Liese. Doch der Schornsteinfegerberuf geht über das Handwerk hinaus. Trotz des Papierkrams und der Bürokratie schätzt Lohmann die persönliche Begegnung. Verunsicherte Kunden fragen ihn, wie lange sie ihre Heizung oder ihren Kamin noch betreiben dürfen. "Wir sind in solchen Fällen mehr Energieberater als Schornsteinfeger", erklärt er.



Auf den Dächern im Sauerland unterwegs

Wie kam Lohmann zu seinem Beruf? Ein Besuch im BIZ Meschede während der Schulzeit weckte sein Interesse und ein anschließendes Praktikum überzeugte ihn: "Dann war es klar. Ich will Schornsteinfeger werden." Nach der Mittleren Reife verließ er das Gymnasium, begann die Ausbildung und machte anschließend seinen Meister. Die Unsicherheit bezüglich des Fortbestehens der Kehrbezirksregelung führte ihn zur Ausbildung als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik. Nach der Gesellenprüfung absolvierte Lohmann die Prüfung zum Gebäudeenergieberater. 2017 erhielt er schließlich seinen eigenen Kehrbezirk von Meschede bis Eslohe.

Der Fachkräftemangel ist auch in seinem Gewerk spürbar. "Im Regierungsbezirk Arnsberg bräuchten wir 50 Auszubildende, haben aber nur 25." Gemeinsam mit anderen Bezirksschornsteinfegern aus dem Hochsauerlandkreis arbeitet er an einer eigenen Ausbildungsplattform im Internet, um junge Menschen dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten – am Smartphone.

In einer Welt, in der Tradition und Handwerk auf Glück und Energieberatung treffen, bleibt Marc Lohmann, der Bezirksschornsteinfeger mit den goldenen Knöpfen, ein fester Bestandteil und Glücksbote der Menschen rund um Meschede und Eslohe.